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Magento vs. Shopware - welches Shopsystem ist für Sie das Richtige?

Oliver Pretz
Oliver Pretz Aktualisiert am 17. Aug. 2020
shopware frontend

Der Entschluss im E-Commerce durchzustarten ist gefasst. Das Grobkonzept steht. Alle Zeichen stehen auf „go“. Nur welches Shopsystem ist das Richtige für Ihr Geschäftsmodell? Und auf Basis welcher Kriterien soll die Entscheidung getroffen werden? Wir stellen die etablierten Systeme Magento und Shopware gegenüber und geben Ihnen Tipps für die richtige Entscheidung.

Viele Shopsysteme, noch mehr Wahrheiten

Gleich vorweg: Falls Sie noch keinen Webshop betreiben, ist die Wahl des richtigen Systems nicht entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg im E-Commerce. Ein schlechtes Produkt kann auch ein technisch perfekter Webshop mit umfangreichen Marketing-Features nicht verkaufen. Nichtsdestotrotz gibt es eine wahre Flut an Webshop-Lösungen – man muss sich nur entscheiden. Wichtig ist zu verstehen, dass es keine einzig wahre Lösung gibt, die sich mit Abstand am besten für einen bestimmten Markt, ein bestimmtes Produktsortiment oder eine Branche eignet.

Der Teufel liegt im Detail

Die führenden Systeme haben alle ihre Berechtigung und sind nicht von ungefähr erfolgreich am Markt. Entscheidet man sich beispielsweise für Magento oder shopware kann man grundsätzlich nicht total danebenliegen. Der Teufel liegt hier sprichwörtlich im Detail. Nur ein mehrmonatiger Testbetrieb zeigt auf, welchen Einfluss die Stärken und Schwächen des Systems wirklich auf den Geschäftsbetrieb haben. Dazu müsste man aber mehrere Shops im Livebetrieb testen. Das steht in den meisten Fällen in keiner Relation zum Nutzen.

Wir gehen daher einen anderen Weg und haben einen Kriterienkatalog entwickelt, anhand dem wir – abhängig bestimmter, vom Kunden gewichteter Anforderungen – eine Empfehlung aussprechen. Diese Empfehlung basiert auf einem Punktebewertungssystem. Obwohl oberflächlich betrachtet viele Kunden ähnliche Anforderungen haben, sind die Ergebnisse oft recht unterschiedlich. Dennoch haben sich gewisse Stärken der einzelnen Webshops herauskristallisiert, die eine grobe Abschätzung vorab zulassen – ohne gleich hunderte von Kriterien bewerten zu müssen.

Ich habe die bedeutendsten Stärken von Magento und Shopware herausgearbeitet, die sich in zahlreichen Umsetzungsprojekten bestätigt haben. Beide Lösungen zählen zu den führenden Shopsystemen in Europa und sollten unserer Meinung nach in keiner Systemevaluation fehlen.

Internationalisierung als Kernthema im Online-Handel

Die Internationalisierung ist für viele Online-Händler im Dreiländereck ein Kernthema. Insbesondere der lukrative Schweizer Markt fehlt selten in der E-Commerce Strategie unserer Kunden. Hier punktet Magento mit seinem „Store-View“-Konzept, das eine äußerst flexible Einrichtung von länder- oder marktspezifischen Shopansichten ermöglicht. Neben den Standardeinstellungen wie Währung oder Umsatzsteuer lassen sich die Produkte bis auf Attributebene pro Shopansicht individualisieren. Das „ß“ in der Produktbezeichnung kann zum Beispiel für den Ostschweizer Store-View durch „ss“ ersetzt werden.

Shopware löst diesen konkreten Fall ebenfalls gekonnt über Sprachshops mit Übersetzungen. Jedoch lassen sich in Magento die gesamten Leistungsbeschreibungen marktspezifisch überschreiben – ohne dafür neue Produkte anlegen zu müssen. Unterscheiden sich die Produkte also inhaltlich in mehreren Märkten und ist eine Übersetzung nicht zielführend, kann einem Magento helfen, die Produktanzahl niedrig und damit überschaubarer zu halten.

Massive Art myRobot Center Vergleich
myRobotcenter mit Hinweis auf länderspezifische Garantieleistungen

Emotionalisierung durch Storytelling

Der Trend zu inhaltsorientierten Webshops setzt sich insbesondere bei Lifestyle-Artikeln und erklärungsbedürftigen Angeboten immer mehr durch. Das Produkt wird durch die sogenannte Storytelling-Methode emotional aufgeladen. Es geht darum, ein möglichst positives Einkaufserlebnis zu schaffen und den potenziellen Kunden durch Hintergrundinformationen und Hervorhebung von Besonderheiten zum Kauf zu animieren.

Mit den Einkaufswelten ermöglicht Shopware das Erstellen moderner, full-responsive Kategorieseiten ohne eigene HTML-/CSS-Kenntnisse. Über das Designer-Tool lassen sich unterschiedlichste UI-Komponenten per Drag & Drop auf einem vordefinierten Layoutraster positionieren. Dank Live-Vorschau können die selbst erstellten Seiten in den verschiedenen Auflösungen getestet werden – für Smartphone, Tablet und PC. Wer seine Verkaufsstrategie auf regelmäßige Kampagnen und Aktionen ausrichtet, hat mit den Shopware Einkaufswelten ein mächtiges Werkzeug zur Hand.

Shopware Backend
Shopware Einkaufswelten Backend

Preismodelle

Die Notwendigkeit komplexe Preismodelle abbilden zu müssen, kann zu einem Killer-Kriterium bei der Auswahl des richtigen Shopsystems werden. Gerade in umkämpften Märkten bei vergleichbaren Produkten können Sie sich durch innovative Preisgestaltung von Ihren Mitbewerbern abheben.

Magento bietet umfassende Preisgestaltungsmöglichkeiten, die sich durch diverse Plug-Ins von Drittanbietern erweitern lassen. Dadurch kann jedes noch so ausgefallene Preismodell abgebildet werden. Beispiele:

  • Die länder- bzw. marktspezifische Überschreibung des Standardverkaufspreises pro Store-View, ohne dafür weitere Produkte anlegen zu müssen.

  • Das Definieren von Preisoptionen für eine Garantieerweiterung, eine zusätzliche Reiseversicherung udgl.

  • Die flexible Abbildung von konfigurierbaren Produkten.

     

Marktplatzfähigkeit und Product Cloud

Die Geschäftsmodelle im E-Commerce werden immer spezifischer. Zusammenschlüsse von Händlern, Lieferanten oder Einkaufsgenossenschaften führen zur verstärkten Bildung von Marktplätzen mit den unterschiedlichsten Zielsetzungen.

Shopware bietet als Teil der Enterprise-Lizenz eine hoch-performante Marktplatzlösung. Angebundene Lieferanten mit eigenen Shops können über die sogenannte Product Cloud ihre Artikel voll automatisch übermitteln und stetig auf den neuesten Stand halten. Dabei lässt sich der Bestand – der in die Product Cloud gepushten Produkte – getrennt verwalten. Unabhängig davon kann der Marktplatzbetreiber entscheiden, welche Produkte in den Marktplatz aufgenommen werden. Die Bestellungen über den Marktplatz werden inklusive Status an den Shop oder direkt in das ERP-System des entsprechenden Lieferanten übergeben – samt Adressdaten des Endkunden. Die integrierte Gebührensteuerung für die Verkäufe rundet das Leistungsspektrum ab und macht den shopware Marketplace zu einer interessanten Lösung mit hoher „Out of the box“-Funktion.

Anbindung an das Warenwirtschaftssystem

Ab einem gewissen Bestell- bzw. Umsatzvolumen kommt man an einer Anbindung des Shopsystems – an eine Warenwirtschaftslösung oder ein ERP-System – nicht vorbei. Hier bieten beide Systeme standardisierte API´s um sowohl einen Stammdatenabgleich durchzuführen als auch Bewegungsdaten in real-time zu übermitteln. Zudem bieten Dritthersteller vorkonfigurierte Schnittstellen zu den gängigen Systemen in Form von Plug-Ins.

Hat man kein eigenständiges Warenwirtschaftssystem bietet Shopware unter dem Namen Pickware eine voll in den Shop integrierte Lösung mit Modulen für den Einkauf und die Lagerverwaltung. Pickware kann für Pure Player eine interessante Alternative sein, ohne ein separates WaWi-System einführen zu müssen.

Fazit

Die aufgeführten Beispiele zeigen deutlich, dass es das „bessere Shopsystem“ nicht gibt. Die Entscheidung hängt vielmehr stark vom Geschäftsmodell, der Produktarchitektur, einer Reihe von spezifischen Detailanforderungen und nicht zuletzt von persönlichen Vorlieben ab. Ich möchte an dieser Stelle ein Lob für die äußerst gute Zusammenarbeit mit Shopware – respektive den Mitarbeitern in Schöppingen – aussprechen. Wir als voll-zertifizierter Shopware Solution Partner wissen den hervorragenden Support und die ausgezeichnete Dokumentation zu schätzen.

Auch wenn der Teufel oft gerne im Detail liegt, wir unterstützen Sie gerne bei der Entscheidungsfindung zur perfekten Lösung für Ihre E-Commerce Offensive.

Oliver Pretz
Oliver Pretz
E-Business Strategist & Partner