Zur Übersicht

MASSIVE ART und Open Source?

Rainer Schönherr
Rainer Schönherr Aktualisiert am 17. Aug. 2020
Yes, we're open.

Wie kamen wir zu Open Source?

In den Anfangsjahren von MASSIVE ART (1998-2000) setzten wir noch auf lizenzierte Software. Dies geschah damals vor allem aus Mangel an professionellen Alternativen und lag auch daran, dass wir noch keinen Fokus auf den Unterschied zwischen Open Source und lizenzierter Software legten. Die Datenbank Objectstore mit XML Aufsatz (Excelon) diente damals noch für unsere Projekt-Datenspeicherung und unsere Entwicklungen beruhten auf ASP, gehostet auf Windows Servern - dies war mit einigen Lizenzen verbunden. Auch unsere Denkweise orientierte sich damals am Lizenzgeschäft: wir wollten Lösungen schaffen, welche immer einen Kernteil von unseren eigens entwickelten Software-Komponenten enthielten. Lösungen, welche wir mithilfe von Lizenz und Wartungsverträgen an unsere Kunden weitergeben konnten. Dies erschien uns als logische Konsequenz unserer Kundenanforderungen, war allgemein verbreitet und auch akzeptiert.

Hürden von damals

Im Bereich Webentwicklung war die Open-Source-Gemeinde damals schon vorhanden. Allerdings genügten für die professionellen Ansprüche unserer damaligen Lösungen - heute können wir diese nur noch belächeln - diese Alternativen leider nicht. Zumindest aus unserer Sicht als ASP-Entwickler. Die damaligen Budgets, welche ein durchschnittlicher Kunde bereit war für Webpräsenz auszugeben, sowie die dafür notwendigen Lizenzkosten trieben unsere Projektkosten in die Höhe. Wir standen also vor dem Problem: Projekte aufgrund zu hoher Kosten nicht an den Mann zu bringen oder teilweise mit Verlust auszusteigen. Zum anderen waren die Lösungen nicht quelloffen und schränkten uns zusätzlich in unserem Tun ein. Immerhin wollten wir die bestmögliche Lösung für unsere Kunden verwirklichen. Auch das Lizenzgeschäft drängte uns, und damit auch unsere Kunden immer mehr in eine Ecke. Wir wussten, dass wir an einem Wendepunkt angelangt waren - es musste eine bessere, angepasstere Lösung gefunden werden. Unsere Idee war es, die Kundenapplikationen laufend zu verbessern und an neue Gegebenheiten anzupassen. Ausserdem strebten wir bereits von jeher an, dass unser eigens entwickeltes CMS eine Fangemeinde unter Entwicklern, ausserhalb unserer Organisation finden sollte.

Im Schritttempo vorwärts - nicht mit uns

Endlich bemerkten wir einen Umschwung in der Webszene: immer mehr Entwickler versuchten mit Open Source professionelle Lösungen zu schaffen. Und trotz grosser Schmerzen entschlossen auch wir, dass es Zeit wurde einen Paradigmenwechsel zu vollbringen und auf Open Source umzusteigen. Da wir nie ein Fan halber Sachen waren, gingen wir von Beginn an mit beiden Beinen voraus: stiegen auf ein freies Betriebssystem (Linux), eine freie Datenbank (mySQL) und sogar noch das freie PHP um. Dieser Schritt sollte sich auch in den kommenden Jahren bezahlt machen. Denn daraus ergab sich für uns die logische Konsequenz, unsere eigens für uns entwickelten Speziallösungen ebenso als Open Source unter dem Namen ZOOLU zu veröffentlichen. Eine komplett neue Firmenphilosophie, welche sich als weitreichender herausstellte, als uns zu Beginn bewusst war. Denn der Umstieg auf Open Source eröffnete uns eine völlig neue Welt - nichts musste mehr als gegeben akzeptiert und eingesetzt werden. Alles erschien plötzlich machbar und änderbar. Budgets konnten dort eingesetzt werden, wo sie maximalen Mehrwert für den Kunden, die Community und uns brachten.

„Die Freude am Teilen einer Lösung, die Dankbarkeit der Community für diese, aber auch die harsche Kritik für halb ausgegorene Ansätze löste bei uns das Bestreben nach Perfektion aus. Perfektion, hinter der wir mit gutem Gewissen stehen können und wollen.“

Unsere Entscheidung wurde, zwar mit etwas Verzögerung, von den meisten mittelständischen Kunden bestärkt. Diese betrachten inzwischen ebenfalls vermehrt die Gesamtkosten einer Lösung, wodurch die lizenzierte Software durch die Kostensensibilität immer stärker unter Druck geriet. Vorbei waren die Zeiten, in der wir für ‚gratis‘ Software belächelt wurden oder sogar Erklärungsbedarf hatten, warum wir auf solche scheinbar unprofessionellen Lösungen setzten.

Blick in die Zukunft

Mit denselben Ansprüchen verwenden und nutzen wir heute noch Open-Source-Lösungen aus der Community. Unser Anspruch dabei ist es, moderne, möglichst variable und höchst durchdachte Applikationen zu bauen. Wir wollen weder uns noch unsere Kunden mit Lizenzgebühren belasten und unsere Kreativität durch Entwicklungen hemmen, die nur auf den schnellen Euro aus sind. Im Gegenteil: im Zentrum unseres Tuns soll und muss sinnbringendes, möglichst nachhaltiges Handeln stehen. Das nun als eigenständiges Unternehmen herausgelöste CMS & Data-Management-System Sulu ist bis Dato unser grösster Beitrag an die Community.

„Wir sind stolz darauf, dass eine weltweite Community "Sulu" für ambitionierte Web-Lösungen einsetzt.“

Ja - es ist nach wie vor notwendig, dass wir im Businessumfeld mit lizenzierter Software arbeiten. Man denke an ERP bzw. CRM-Lösungen wie SAP, Dynamics oder an E-Commerce Systeme wie Magento und Shopware. Aber auch hier versuchen wir unsere Anbindungen bzw. Erweiterungen für diese Systeme nicht mit zusätzlichen Lizenzen zu belasten. Und mit der von uns eingesetzten freien Software (Linux, mySQL, Elastic Search, Kotlin, GO, Python, PHP, Symfony, Sulu, Sylius, React, React Native uvm.) ist es möglich, höchst professionelle, maximal skalierbare und nachhaltige Lösungen für unsere digital ambitionierten Kunden zu entwickeln. Für uns war der Wechsel auf Open Source eine wichtige und richtige Entscheidung, der nach wie vor ein entscheidender Baustein des Erfolgs von MASSIVE ART ist.

Rainer Schönherr
Rainer Schönherr
CEO und technischer Leiter