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Ein Traum von der Zukunft: Web 3.0

Aktualisiert am 17. Aug. 2020
Web 3.0: Mercedes Benz User Experience

Tim Berners-Lee träumt von einem Web, das uns versteht. Ein semantisches (kontextbezogenes) Web, das aktiv Antworten liefern kann –  im Gegensatz zum noch immer weitgehend statischen Web 2.0. Er träumt von einem Web, in dem Information und Services nicht einfach über fest definierte Links miteinander verbunden sind, sondern über ihren Inhalt – Ihre Bedeutung.

Diese Vision ist auch als Web 3.0 bekannt: Eine Weiterentwicklung von dem was wir heute kennen, angereichert um maschinell lesbare Informationen, Meta-Daten sowie künstliche Agenten – und das alles global und dezentral. Im Grunde ist es damit der Ursprungsidee des Internets näher als jemals zuvor.

Heute

Wenn wir heute zum Beispiel den Abend planen wollen, öffnen wir den Browser und wühlen uns durch Suchergebnisse zu Kinos und Restaurants. Wir legen Accounts mit unseren privaten Daten an um die Kinokarten bezahlen zu können. Wir klicken Werbungen weg um endlich eine Rezension zu einem Film lesen zu können und rufen im Restaurant an, um einen Tisch zu reservieren.

Manchmal sind dann jedoch die Server nicht erreichbar, das Internet zu langsam oder die Informationen schlicht veraltet.

Und morgen?

Das Morgen soll besser werden und wir sind auf einem guten Weg dorthin. Es gibt bereits eine Menge erstaunlicher Technologien, Services und Produkte für Jedermann, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Dazu möchte ich, da das Thema an sich sehr umfangreich ist, einige wenige Punkte herausstreichen: 

  • Eine Technologie zum Speichern und Übertragen von Dokumenten
  • Einen Browser, der bereits heute einige Probleme löst 
  • Ein Social Media Tool, das weit mehr als das Posten von Katzenbildern ermöglicht

Von HTTP auf IPFS?

Das Web heute ist im höchsten Maße zentralisiert. Selbst dieser Blog liegt grundsätzlich auf einem Server. Von vorgeschalteten Technologien und Systemen wollen wir hier einmal absehen.
Als Übertragungsprotokoll hat HTTP/1 sich lange bewährt, mit HTTP/2 (in den Anfängen auch als SPDY bekannt) wurden einige technische Engpässe beseitigt. Aber im Grunde hat man "nur" ein Plus an Geschwindigkeit erreicht.

IPFS geht einen anderen Weg. Das "Interplanetary File System" bietet ein global verteiltes und verwaltetes Filesystem. Ähnliches begegnet uns bereits in Peer-To-Peer Netzwerken. Es gibt also keine lokalen, zentralen Server mehr und alles ist für jeden verfügbar – Versionskontrolle und Verschlüsselung inklusive. Der dezentrale Speicher soll, so in der Theorie, einen enormen Geschwindigkeitsgewinn bringen und auch die Datennetze an sich entlasten.

Auch wenn IPFS bereits als potentieller HTTP-Nachfolger gehandelt wird, hat es seinen Einzug in die Browser leider erst als zu installierendes Plug-In gehalten. Es stellt eben auch einen grundlegenden Technologiebruch dar: Der Übergang von HTTP auf IPFS wäre hart.

Wahrhaft rasantes Surfvergnügen: Brave

Brave ist ein auf Chrome basierter Internetbrowser und in wenigen Minuten installiert. In seiner Grundidee bietet Brave wahrhaft rasantes, werbefreies und sehr auf Schutz der Privatsphäre ausgelegtes Surfvergnügen. Auf "best practices" und Erfahrungen basierende Script-Blocker, Ad-Blocker und Spam-Filter sind bereits fix integriert.

Wer möchte, und Brave fordert auch dazu auf, kann seine beliebten Seiten über bereits integrierte Zahlungsmethoden belohnen und somit auf lästige Werbung verzichten. Wie mir scheint ein guter Kompromiss, denn auch Publisher arbeiten nicht gratis. Die Einstellungen bieten zahlreiche Möglichkeiten um zu bestimmen, wie Scripts, Cookies etc. zu behandeln sind. Die Defaults sind wie anfangs erwähnt sehr restriktiv.

Brave schlägt damit einen benutzerzentrierten Weg ein, das Netz wieder als saubere Informationsquelle nutzen zu können ohne dabei auf die Gegenseite zu vergessen. Ein Lernprozess auch für uns, die wir gewohnt sind, alles gratis zu konsumieren.

Steemit – Die etwas andere Social Media Plattform

Steemit ist eine Blogger-Plattform, die auf einer Blockchain basiert. Sie verknüpft in ihrem Kern Unzensurierbarkeit und dezentrale Datenspeicherung mit einer weiteren, neuen Idee: Krypto-Währungen. Mittels integriertem Reputations-System lässt sich durch Bewertungen auch (Krypto-)Geld verdienen.

Dieses Produkt stellt sicher eine gesellschaftliche (und rechtliche) Herausforderung dar. Wie werden wir mit dieser Freiheit umgehen?

Personal Assistants sind die Vorreiter des Web 3.0

Die zuvor angesprochenen Punkte konzentrieren sich nur auf einzelne Aspekte oder Technologien "under the hood“. Persönliche Assistenten wie Google Assistant oder Amazons Alexa kommen der Idee des Web 3.0 jedoch am nächsten. Sie sind meiner Ansicht nach die größten Vorreiter.

Auch in Autos gibt es inzwischen intelligente Sprachassistenz: Bei der Mercedes-Benz User Experience wird diese ganz einfach mit dem Kommando „Hey Mercedes“ aktiviert. Zugleich ist die Sprachbedienung lernfähig. Sie stellt sich auf den Benutzer und seine Stimme  ein und lernt mit der Zeit neue Modewörter oder einen geänderten Sprachgebrauch.

Die dahinter arbeitenden künstlichen Intelligenzen und Systeme sind bereits heute in der Lage unglaubliche Datenmengen zu analysieren und auch logisch zu verknüpfen. Von Wetter über Kinokarten, von IoT bis neuerdings hin zum Anruf beim Friseur. Bots, die in einem Chat mitlauschen und einen Mietwagen für den geplanten Urlaub vorschlagen, sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Möglichkeiten.

Fazit

Das Wechselspiel zwischen Technologie, Gesellschaft und Politik wird meiner Ansicht nach höchst spannend und eine breite Diskussion dringend notwendig werden. Ich denke, wir werden bald wichtige, grundlegende Weichen bezüglich Verfügbarkeit und Schutz der Daten – und auch der Menschen – zu stellen haben.