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Design4All - Trend oder Must-Have für Unternehmen?

Inklusion bezeichnet das Recht, ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft zu sein. Dieses Recht gilt auch im Internet. 

Jasmin Brugger
Jasmin Brugger Aktualisiert am 21. Feb. 2022
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Das “Design für Alle” bzw. “Design for all” (engl.) ist ein Konzept der Barrierefreiheit, das sich auch im Web wiederfindet. Das Ziel: Auf individuelle Anpassungen für Einzelne zu verzichten und stattdessen Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, die für alle Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen gut zugänglich, nutzerfreundlich und erlebbar sind.
Wieso Inklusion im Web kaum vorhanden, aber für User und Unternehmen gewinnbringend ist, erfahren Sie hier.
 

90% aller Websites sind nicht barrierefrei

Durch gesetzliche Richtlinien wird die Web-Zugänglichkeit (Web-Accessibility) in bestimmten Sektoren und Ländern, so auch in Österreich, bereits aktiv eingefordert. Leider ist die Web-Zugänglichkeit von Websites, Webshops etc. dennoch kaum gegeben - auch oft von jenen Unternehmen und Organisationen, die eigentlich bereits dazu verpflichtet wären.

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Barrierefrei-Fakten & Statistiken

Die nachstehenden Statistiken verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf an barrierefreien, digitalen Systemen und beweisen, dass ein negatives Erlebnis auf einer Website, einer App oder einem Webshop in vielen Fällen auf die Zugänglichkeit zurückzuführen ist. 

90%
aller Webseiten sind nicht barrierefrei.

Vor allem für Personen die auf assistive Technologien angewiesen sind.

(Quelle)

 

2/3
der E-Commerce Transaktionen werden von blinden Personen abgebrochen

Grund: Mangel an Barrierefreiheit auf Web-Plattformen.

(Quelle)

0,5
Billionen Dollar

geben Menschen mit Behinderungen jährlich aus.

(Quelle)
 

88%
der Benutzer kehren nach einer schlechten Erfahrung auf einer Website nicht mehr zurück.
13%
der User erzählen 15 weiteren Personen von einer schlechter Online-Erfahrung.
72%
der User erzählen 6 oder mehr Personen von einer guten Usability.

Im Blog von meiner Kollegin Claudia Mangold Arias erfahren Sie mehr zu den gesetzlichen Richtlinien und den betroffenen Personengruppen.

Web-Accessibility & Usability = Verbesserte User Experience für alle

Als Agentur beobachten wir zunehmend, dass die User Experience für Unternehmen zu einem wichtigen Website-Ziel geworden ist. Auf die Frage hinsichtlich der Wichtigkeit von Web-Barrierefreiheit reagieren viele Kunden jedoch (noch) zögerlich. Häufig fällt die Wahl doch auf das hübschere Design.

Bei der Gestaltung eines digitalen Produktes soll und muss nicht zwingend zwischen Accessibility und Usability unterschieden werden. Beides sind wichtige und erfolgsentscheidende Komponenten, die oft miteinander einhergehen und bestenfalls ganzheitlich gedacht werden sollten.

Holen Sie also das Beste aus Ihrem System und maximieren Sie Ihren wirtschaftlichen Output, indem Sie für eine möglichst große Anzahl an Usern konzipieren.

Usability bedeutet, dass eine Website so gestaltet wird, dass sie effektiv, effizient und zufriedenstellend ist und Ziele in einem bestimmten Nutzungskontext zu erreichen sind. Accessibility stellt sicher, dass sie für mehr Menschen - insbesondere für Menschen mit Behinderungen und ältere Nutzer - und in mehr Situationen effektiv, effizient und zufriedenstellend ist - auch mit unterstützenden Technologien, mobilen Geräten und mehr.
Auszug aus der ​ISO 9241-11

5 Beispiele für eine inklusivere User Experience

  • Navigieren mit der Tabulator-Taste: Mittels Tastatur-Steuerung und Skip-to-Content Funktion können sich User, die keine Maus oder andere Zeigegeräte verwenden können oder möchten, einfach durch eine Website navigieren.
  • Bild-Beschreibungen: Insbesondere User, die assistierende Techniken, wie z.B. einen Screenreader verwenden, sind auf Bildbeschreibungen und alt-Texte angewiesen, um Bildinhalte konsumieren zu können.
  • Seitenstruktur und Texte: Durch den Verzicht auf zu viele Fremdwörter und Abkürzungen werden Texte für alle besser verständlich. Kurze und prägnante Sätze, Aufzählungszeichen, Absätze und Zwischenüberschriften helfen, Texte besser erfassen und verstehen zu können.
  • Kontrastverhältnisse: Für eine gute Lesbarkeit müssen die Kontrastverhältnisse zwischen dem Website-Hintergrund sowie der Textfarbe im Design berücksichtigt werden. Auch die gewählte Schriftgröße und Schriftstärke spielen im Zusammenhang damit eine Rolle.
  • Eingabe-Hilfe und Fehlererkennung: Überall dort, wo User eine Eingabe tätigen können, sprich bei Formularen, einer Suche etc. helfen Beschriftungen oder Hinweise, wie beispielsweise “Suchbegriff eingeben”. Bei Eingabefehlern erschienen klare Anweisungen, an welcher Stelle der Fehler aufgetreten ist und wie der Fehler behoben werden kann. 
     

Eine optimierte Web-Accessibility steigert den Unternehmenserfolg

An und für sich sollte der große Anteil an Usern mit Beeinträchtigung Grund genug für dringende Bestrebungen zur Optimierung der Web-Accessibility sein. Aber auch wirtschaftlich gesehen, spricht alles für die digitale Barrierefreiheit.
 

  • Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten: In vielen Ländern, so auch in Österreich, ist die Web-Zugänglichkeit von digitalen Systemen bereits gesetzlich verankert und kann bestraft werden.
  • Optimierte User Experience für alle: Statistiken zeigen, dass barrierefreie Websites, Webshops, Mobile-Apps, Intranet-Lösungen, etc. die allgemeine User Experience für alle User verbessern.
  • Ausbau des Marktanteils: Es ergeben sich große Wettbewerbsvorteile gegenüber den unzähligen Mitstreitern, die bislang nicht oder nur sehr zögerlich in die Web-Accessibility ihrer digitalen Systeme investiert haben.
  • Loyalität und Imagesteigerung: Menschen mit Beeinträchtigungen müssen neue digitale Systeme stets neu erlernen. Oft legen sie sich zur Verwendung eigene Techniken zurecht oder sind auf die Hilfe anderer Personen angewiesen. Logisch also, dass sie bevorzugt auf gut funktionierende Systeme setzen. Ist ein Kunde erst gewonnen, ist deren Loyalität und Bindung zum Unternehmen stark.
  • Steigerung des Umsatzes: Wird den Usern eine gute und vor allem zugängliche Experience geboten, profitiert das Unternehmen wirtschaftlich stark davon. Ist beispielsweise ein Checkout in einem Webshop intuitiv zu bedienen, kaufen User bevorzugt dort. Mit weltweit über einer Milliarde Menschen mit Beeinträchtigung ist die Kaufkraft hoch.
  • Besseres Google Ranking: Google’s Algorithmus ist so ausgerichtet, dass er Websites und Webshops in der Sichtbarkeit belohnt, wenn diese eine gute Usability und Accessibility aufweisen.
Jasmin Brugger
Jasmin Brugger
UX Consultant

Wie barrierefrei ist Ihr digitales System?

Wie Sie sehen, lohnt es sich wirtschaftlich, sozial und Image-technisch in gut zugängliche, digitale Systeme zu investieren. Eine rasche proaktive Haltung und Handlung ist gefragt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis alle weiteren Sektoren gesetzlich verpflichtend nachziehen müssen. Also worauf warten. Nutzen Sie den Vorsprung und zeigen Sie Integrität.